Hafen Kiel verbucht Rekordergebnisse – neue Fährlinien ins Baltikum machen es möglich
Der Hafen Kiel wird zu einem immer bedeutenderen Drehkreuz für die Schifffahrt ins Baltikum. Die Fracht-Umschlagsmenge im Kieler Hafen steigt immer weiter. Nicht zuletzt deshalb haben mehrere Reedereien ihren Fahrplan aufgestockt.
Das Unternehmen DFDS Seaways bedient die Route zwischen Hafen Kiel und Litauen anstatt sechsmal in der Woche nun siebenmal. Zudem setzt die Firma eine zweite Linie nach St. Petersburg ein. DFDS Seaways ist ein dänisches Unternehmen. Das nordeuropäische Nachbarland sei der wichtigste Frachtkunde Kiels, wie Seehafen-Chef Dirk Claus den Kieler Nachrichten sagte. Laut seiner Aussage würden zwei Millionen Tonnen Fracht jährlich mit den DFDS-Fähren zum Hafen Kiel transportiert.
Doch damit nicht genug: Die Frachtfähre „Alteland“ der Firma Largus Schwer- und Projektgüter soll zukünftig ebenfalls Ware von der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins nach Russland chauffieren. Für den Hafen Kiel bedeutet dies ein Rekordergebnis.
Unklar ist unterdessen noch, was mit dem Militärgelände im Hafen Kiel geschehen soll. Nachdem die Marienflieger aus dem Hafen Kiel abgezogen wurden, ist bisher noch keine Entscheidung getroffen, wie das Areal genutzt werden soll. Mehrere Möglichkeiten sind in der Diskussion – die Bandbreite reicht von einer wirtschaftlichen bis zu einer kulturellen Nutzung.
IHK-Hauptgeschäftsführer Jörn Biel befürwortet eine wirtschaftliche Nutzung des Areals: „Nur eine Nutzung, die die wirtschaftlichen Grundlagen der Landeshauptstadt stärkt und wissensintensive Arbeitsplätze schafft, verbessert die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt.“
Eine Möglichkeit wäre, den alten Marinefliegerhorst als Schwergut-Terminal umzugestalten. Hier könnte die Windkraft-Brache Anlagen für die Offshore-Industrie montieren. Zudem sei hier auch Platz für den neuen Behördenhafen mit Tonnenhof.
Das Besondere am alten Fliegerhorst: Er besitzt eine gute Verkehrsanbindung – sowohl zum Schienen- als auch zum Straßennetz.
Damit diese positive Entwicklung des Kieler Hafens anhalte, sei der Ausbau der Infrastruktur im Hinterland erforderlich. Das Prestigeobjekt sei dabei die Erweiterung der Autobahn 20 westlich von Hamburg. Nur dadurch sei gewährleistet, dass ein schneller Weitertransport der Güter in Deutschland erfolgen könne. Zudem würde der Ausbau der A 20 auch der steigenden Zahl an Kreuzfahrt-Passagieren, die in Kiel ihre Seereise beginnen, Rechung tragen.
Momentan ruhen jedoch die Arbeiten an der A 20, was Kritik hervorruft. Die Industrie- und Handelskammer moniert: „Die feste Unterelbquerung der A20 ist ein elementares Kernstück der Küstenroute der Autobahn.“ Laut dem Kieler IHK-Hauptgeschäftsführer Jörn Biel böte „diese Querung mit einem Anschluss an die Autobahnen bei Bremen für den Hafen Kiel einen wichtigen Standortvorteil“. Nach seinen Aussagen wären viele Güter, die aus dem Baltikum kämen und im Hafen Kiel umgeschlagen werden, für die westdeutschen Ballungsräume oder die Benelux-Staaten bestimmt.
Unterstützung erhielt die IHK von Jens-Broder Knudsen (Kieler Maklerei Sartori & Berger). Er forderte ebenfalls den Ausbau der A 20. Zudem verwies er darauf, dass auch die Erweiterung des Nord-Ostsee-Kanals „von überragender Bedeutung für Schleswig-Holstein“ sei. Auf einer Pressekonferenz sagte er: „Mir kommt es so vor, als würde dieser Aspekt oftmals unterschätzt.“
Weiter vorangetrieben soll in Kiel zudem die Kreuzfahrt-Branche werden. Durch Infrastruktur-Maßnahmen im Hafen sollen noch mehr Reederein ermutigt werden, den Standort in der Landeshaupt Schleswig-Holsteins für Passagierwechsel zu nutzen. Dafür werden beispielsweise Kaianlagen im Hafen Kiel ausgebaut und erneuert, so dass mehrere große Luxus-Liner gleichzeitig festmachen können. Diese Entwicklung werde konsequent vorangetrieben, versicherten die Hafenbetreiber.