Gorch Fock sticht vom Hafen Kiel aus wieder in See
Die „Gorch Fock“, das Segelschulschiff der Deutschen Marine sticht wieder in See. Nach der Sommerpause wurde die „Gorch Fock“ vom Liegeplatz an der Tirpitzmole im Hafen Kiel zum Tabakschuppen auf dem Kieler Marinestützpunkt verlegt. Von hier aus geht es in wenigen Tagen zur ersten Fahrt der „Saison“ nach Flensburg.
Seit Pfingsten lag das Segelschulschiff „Gorch Fock“ im Hafen Kiel. Zuvor war es auf seiner 160. Auslandsausbildungsreise (AAR) unterwegs, auf der 195 Offizieranwärter ihre seemännische Basisausbildung absolviert haben. Die Reise startete im November des vergangenen Jahres und führte die „Gorch Fock“ zunächst mit Zwischenstopp im spanischen La Coruna auf die Insel Gran Canaria. Im März wurde in Lissabon (Portugal) ein Crewwechsel durchgeführt, dieser Teil der Ausbildungsfahrt führt u.a. nach Madeira und London. Auch beim Hamburger Hafengeburtstag im Mai schaute die „Gorch Fock“ vorbei.
Die Ausbildung auf der „Gorch Fock“ wurde nach dem tödlichen Unfall am 7. November 2010 für rund zwei Jahre unterbrochen. Der Fall schlug politisch hohe Wellen, der damalige Kapitän der „Gorch Fock“, Norbert Schatz, wurde unmittelbar nach dem Vorfall vorläufig von seinen Pflichten entbunden. Allerdings konnte ihm die eingesetzte Untersuchungskommission kein Fehlverhalten nachweisen. Schatz verzichtete in der Folge auf den Kommandoposten der „Gorch Fock“.
Die „Gorch Fock“ weist eine lange Tradition und Geschichte auf. Bislang legte das Schiff mehr als 740 000 Seemeilen zurück und besuchte dabei mehr als 180 verschiedene Häfen auf allen Kontinenten der Erde.
Das Segelschulschiff ist der Nachfolger der „Gorch Fock“, die 1933 von Blohm & Voss gebaut und später unter der Flagge der sowjetischen Marine unterwegs war. Derzeit befindet sich das Museumsschiff in Stralsund im Wiederaufbau.
Die „aktuelle“ Gorch Fock wurde 1958 ebenfalls bei Blohm & Voss in Hamburg auf Kiel gelegt, getauft und in Dienst gestellt. Die erste Auslandsreise der „Gorch Fock“ führte vom Heimathafen Kiel nach Teneriffa. Große Reisen führten die „Gorch Fock“ u.a. 1964 zur Weltausstellung nach New York, zehn Jahre später nahm das Segelschulschiff an der Großseglerregatta von Kopenhagen nach Gdingen teil und war in diesem Rahmen das erste Kriegsschiff der Bundesmarine, welches einen polnischen Hafen anlief.
Die Gorch Fock besitzt einen Stahlrumpf, der als Glattdecker mit verlängerter Poop und Back konzipiert ist. Die beiden vorderen Masten bestehen aus dem Fock- bzw. Großsegel, einem doppelten Mars- und einem einfachen Bramsegel sowie einem Royalsegel, der Besanmast ist als Pfahlmast mit zwei übereinanderliegenden Gaffelsegeln ausgeführt. Die Masthöhe beträgt 45 Meter im Vortopp, sowie 44.90 Meter im Großtopp und 39,80 Meter beim Besantopp. Die 23 Segel verteilen auf zehn Rah-, sechs Stag-, vier Vorsegel, zwei Besane sowie ein Besantoppsegel.
Die Gesamtsegelfläche beträgt 2037 Quadratmeter, die Geschwindigkeit unter Segel beträgt maximal 18 Knoten, was ungefähr 33 km/h entspricht. Die knapp 90 Meter lange und zwölf Meter breite „Gorch Fock“ erzielt einen maximalen Tiefgang von 5,35 Meter und hat eine Besatzungsstärke von 22 Mann. Der Motorenbetrieb wird über eine Deutz-MWM-Dieselmaschine gewährleistet, die 1221 kW (1660 PS) stark ist und eine maximale Höchstgeschwindigkeit von zwölf Knoten (22 km/h) erreicht.
Die Geschichte der „Gorch Fock“ ist auch für Kreuzfahrttouristen interessant. Auf maritimen Veranstaltungen in Kiel oder dem Umland, oder aber auch bei Hafenanläufen im Rahmen einer Kreuzfahrt, kann die „Gorch Fock“ schon einmal getroffen werden. Wer in Kiel die Möglichkeit bekommt, der „Gorch Fock“ einen Besuch abzustatten, sollte einen der 9500 ausgewiesenen Parkplätze in der Kieler Innenstadt und der unmittelbaren Umgebung ansteuern. Bei Großveranstaltungen sind diese jedoch oftmals schnell belegt. Kreuzfahrtpassagiere haben es da einfacher. Hier empfiehlt es sich, den Service von „Parken und Meer“ in Anspruch zu nehmen. Die Reisenden können ihr Fahrzeug im Zeitraum der Kreuzfahrt in einem gesicherten, abgeschlossenen und überwachten Areal abstellen und die Reise anschließend unbeschwert genießen. Reisende und Gepäck kommen per Shuttle-Bus entspannt zum Kreuzfahrtterminal.